Das Alpaka
Das Alpaka (Vicugna pacos) ist eine aus den südamerikanischen Anden stammende, domestizierte Kamelform (Neuweltkameliden), die vorwiegend ihrer Wolle wegen gezüchtet wird.
Der Bestand an Alpakas in Peru liegt bei etwa 4 Millionen Tieren, was ca. 80 Prozent des weltweiten Bestandes ausmacht. Bolivien (325.000) und Chile (27.000) haben ebenfalls noch nennenswerte Bestände.
Der Altiplano, eine Hochebene welche etwa 100 km südlich von Cusco beginnt und sich über den Titicacasee bis nach Bolivien erstreckt, ist das Hauptzuchtgebiet. Der Altiplano liegt auf einer Seehöhe von etwa 3.000 bis 5.000 m.
Zur Familie der Neuweltkameliden gehören weiters das Vikunja, das Guanako und das Lama.
Es gibt zwei Alpakatypen, das Huacaya und das Suri. Sie unterscheiden sich in der Struktur ihrer Faser: Das Huacaya-Alpaka hat eine feine, gleichmäßig gekräuselte Faser und einige Grannenhaare (Deckhaare), die möglichst fein sein sollten. Das Suri-Alpaka hingegen hat keine Kräuselung in der Faser, das Haar bildet gelockte, gerade Strähnen, die am Tier herabhängen. Dadurch wirken Suris oft schmaler als Huacayas.
Geschichte:
Die Domestizierung der Alpakas, wie auch der Lamas, begann vor etwa 5.000 Jahren. Während das Lama den südamerikanischen Zivilisationen vor allem als Lasttier diente, wurde das Alpaka wegen seiner Wolle gezüchtet. Bei den Inka galt ein Alpakamantel als Zeichen des Wohlstands; allerdings war der herrschenden Kaste die noch feinere Wolle der Vikunjas vorbehalten. Die Inkas züchteten große Alpakaherden. Dies änderte sich mit der Eroberung Perus durch die Spanier, die Schafe mitbrachten und kein Interesse daran zeigten, die einheimischen Nutztiere zu erforschen. So wurde das Alpaka zum Nutztier der armen, indianischen Bevölkerung und war zwischenzeitlich fast ausgestorben.
Erst mit der Unabhängigkeit der Staaten Südamerikas erkannte man erneut den Wert des Alpakas. Die Zucht wurde wieder aufgenommen und die Wolle in alle Welt exportiert.
Die weltweite Verbreitung der Alpakas
Die ersten kommerziellen Importe von Alpakas nach Amerika, Australien und Europa liegen mehr als 30 Jahre zurück. In den USA gibt es gegenwärtig über 5.000 Züchter mit insgesamt ca. 150.000 Alpakas. In Australien sind es mittlerweile ca. 150.000 bis 200.000 Alpakas, Tendenz steigend. In China und Japan gibt es aktuell Programme, welche die Alpakazucht forcieren sollen.
Europa:
England, als traditionelles Züchterland, ist in Europa Vorreiter in der Alpakazucht. Der Bestand in Großbritanien kann auf ca. 25.000 Tiere geschätzt werden. Die weitere Verbreitung erfolgte über Frankreich, Deutschland, Schweiz und Österreich. Aber auch Finnland, Schweden, Norwegen, die Benelux-Länder, Italien, Spanien, Polen und die baltischen Staaten haben die Alpakazucht für sich entdeckt. Der Gesamtbestand in der EU dürfte derzeit bei 50.000 – 60.000 Tieren (inkl. England) liegen. In Österreich leben etwa 3.000 bis 4.000 Alpakas.
Grunddaten des Alpakas:
Lebensweise und Haltung:
Alpakas sind wie alle Kamele soziale Tiere (Herdentiere) und fühlen sich in Gruppen am wohlsten. Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich fast ausschließlich von Gräsern. Die Haltung von Alpakas ist somit nur in Gruppen erlaubt. Alpakas sind Weidetiere und brauchen somit ganzjährig und täglich Zugang zur Weide. Auf einem Hektar Weidefläche können je nach Ertragssituation 10 bis 14 Alpakas gehalten werden. Als Unterstand oder Stall reicht ein trockener, windgeschützter, dreiseitig geschlossener Bereich. Pro Tier sind 2 m² Unterstand vorzusehen. Der Liegebereich muss mit Einstreu versehen werden. Im Aussengelände muss eine Scheuermöglichkeit oder ein Wälzplatz vorhanden sein. Alpakas müssen jederzeit Zugang zu frischem Wasser und Raufutter (Heu) haben. Der Futterbedarf liegt bei 1,5 kg Trockensubstanz je Tier und Tag.
Die Faser:
Alpakafaser ist eine weiche, seidig-glänzende Naturfaser. Im Vergleich zur Schafswolle ist sie um das 3 bis 5 fache wärmer, wesentlich feiner und besitzt einen äußerst geringen Fettgehalt. Die Verarbeitung der Alpaka-Faser erfordert folgende Schritte: Vorreinigen, Waschen, Kardieren, Spinnen, Weben sowie spezielle Veredelungsverfahren.
Kennzeichnung von Alpakafaser:
Entsprechend ihrer Feinheit wird Alpakafaser in verschiedene Qualitätsstufen eingeteilt. International hat sich jedoch noch kein gänzlich einheitliches Bezeichnugssystem durchgesetzt. Somit variieren Klassifizierungen und Bezeichnungen.
Premium Baby Alpaka unter 19 Micron
Baby Alpaka 19 bis 21,9 Micron
Finest Alpaka 22 bis 24,9 Micron
Fine Alpaka 25 bis 27,9 Micron
Alpaka ab 28 Micron
Faserbeurteilung:
Die vier wichtigsten Größen der Faserbeurteilung sind durchschnittliche Feinheit, mittlere Abweichung, der Koeffizient der Variation sowie der Anteil der Haare über 30 micron in %. Die durchschnittliche Feinheit drückt in Mikron den Durchschnittswert der ca. 2.000 einzelnen Haarstücke einer Faserprobe aus. Die mittlere Abweichung zeigt an, wie groß die Abweichung in der Faserprobe ist, ausgehend vom Durchschnitt. Der Koeffizient der Abweichung wird ermittelt, indem die mittlere Abweichung durch die durchschnittliche Feinheit geteilt wird und dann mit 100 multipliziert wird. So entsteht ein Faktor der Abweichung in Prozent. Je niedriger die mittlere Abweichung und der Koeffizient der Variation, desto gleichmäßiger ist die Faser und desto niedriger ist der Kratzfaktor. Faserqualität wird in erster Linie durch genetische Einflüsse bestimmt. Alter, Ernährung, Krankheit und Stress beeinflussen Faserwerte.
Eigenschaften der Alpakafaser:
Alpaka findet man in 16 verschiedenen natürlichen Farben. Kein anderes Fasertier der Welt hat annähernd so viele versch. Farben und Farbschattierungen.
Alpakafaser ist ungewöhnlich stark und widerstandsfähig.
Alpakafaser ist seidig weich, geschmeidig und fühlt sich angenehm an. Die besondere Zellenstruktur der Faser ermöglicht diese Weichheit. Alpakafaser mit vergleichbarer Feinheit wie Schafwolle oder Cashmere fühlt sich wesentlich feiner an. Das liegt an der Höhe der einzelnen Haarschuppen. Die Höhe der Schuppen beim Alpaka beträgt nur 0,2 bis 0,3 Mikron, während sie bei Schafwolle 0,8 Micron beträgt. Dadurch fühlt sich Alpaka weicher an.
Alpakafaser hat eine höhere thermische Kapazität als fast alle anderen Tierfasern der Welt. Die Faser enthält mikroskopisch kleine Lufttaschen, welche leichte Kleidungsstücke mit hohen Isolierungwerten schaffen können. Die Faser fungiert wie eine Klimaanlage. Sie wärmt bei Kälte und kann auch Wärme ableiten. Man schwitzt deshalb nicht so leicht wie bei anderen Fasern oder bei Kunstprodukten. Ein Hitzestau wird vermieden.
Alpakafaser ist sehr lange haltbar, reißt nicht leicht und neigt nicht zu statischer Elektrizität.
Alpakafaser nimmt Schmutz nur schwer auf (Schuppenhöhe) und braucht deshalb wesentlich weniger oft gereinigt werden.
Alpakafaser hat sehr geringe Verarbeitungsverluste. Die geringe Verunreinigung der Rohfaser führt zu einem sehr hohen Prozentsatz von 85 bis 95 % Endproduktfaser. Gegenüber 43 bis 76 % bei Schafswolle.
Alpakafaser kann wegen des geringen Fettanteils (Lanolin) einfacher und nahezu ohne Chemieeinsatz verarbeitet werden und ist somit günstiger in der Verarbeitung als andere Naturfasern. Das macht Alpaka ökologisch besonders wertvoll.
Alpakafaser ist weltweit limitiert. Nur 3% der weltweit verarbeiteten Tierhaare sind Alpakafasern. Und nur etwa 10 % von den weltweit verarbeiteten 6.600 Tonnen Alpakafaser ist wirklich feinste Premium Baby oder Baby Alpaka Faser.
Die Schur erfolgt einmal im Jahr bevor der heiße Sommer beginnt. Drei bis vier Kilogramm feinste Faser sind das Ergebnis. Bei entsprechender Vermarktungsstrategie können hierfür bis zu € 750 erzielt werden.
Die Österreichische Alpakazucht
Die ersten Alpakas gelangten vor etwa 25 Jahren nach Österreich. Sie hatten überwiegend chilenischen Ursprung. Im Bereich medizinischer Versorgung, Haltung und Tiergesundheit war nur sehr eingeschränkt Wissen vorhanden. Der Aufbau einer systematischen, professionellen Zucht hat vor etwa 10 Jahren begonnen. Da zu dieser Zeit ein Import aus Peru nicht möglich war wurden Zuchtlinien aus Amerika, Kanada, Australien, Neuseeland, England und Deutschland nach Österreich importiert.
Eingekauft wurde überwiegend ausgezeichnete Genetik. Österreich hat somit in den letzten 10 Jahren einen immer noch sehr kleinen aber sehr hochwertigen Alpakabestand aufgebaut. Es wurde großes Augenmerk auf den Körperbau der Tiere gelegt. In den Bereichen Tierhaltung, Tiergesundheit und medizinische Versorgung wurde eine solide Basis erarbeitet.
Das Alpaka als Alternative im Grünland und das Bindeglied zum Tourismus
Neuweltkameliden sind an die äußerst sensiblen ökologischen Gegebenheiten der peruanischen Bergwelt perfekt angepasst. Sie wanderten auf weichen Sohlen, sogenannten Schwielen, durch die gebirgigen Graslandschaften. Diese Besonderheit aller Kamele führt dazu, dass keine Trittschäden auf den Weiden entstehen. Auch ihre Art zu fressen ist einzigartig. Sie rupfen das Gras nicht ab, sondern mit einer gekonnten Seitwärts-Bewegung des Unterkiefers schneiden sie die Halme ab. Da in den Hochebenen der Anden meist nur eine sehr dünne, leicht beschädigbare Humusauflage vorhanden ist, sind diese Eigenschaften für das Ökosystem enorm wertvoll.
Auch in Österreich schreitet der Klimawandel voran. Speziell der Süden und der Osten kämpfen mit immer häufiger auftretenden Trockenphasen und auch im Bergland werden die Verhältnisse zunehmend labiler. Vegetationsschäden und Humusverlust werden vermehrt zum Thema.
Alpakas sind nahezu lautlose Tiere. Ein leichtes Summen dient zur Verständigung. Da sie kein Fett in ihrer Faser haben, gibt es keine Geruchsbelästigung und es ist auch keine Fellpflege erforderlich. Das Alpaka ist jedoch nicht nur wegen dieser Eigenschaften das Bindeglied zum Tourismus, es ist seine Ausstrahlung, das es unwiderstehlich macht.